Liebe Gemeinde!Amtseinführung 9. Okt. 2005

Nach 15 Jahren als Pfarrerin der evangelischen Pfarrgemeinde Feffernitz führt mich mein Lebensweg nun nach Wien, näher zu meiner Familie.

Auf der einen Seite freue ich mich auf eine neue und spannende Etappe auf meinem Lebens- und Berufsweg, auf der anderen Seite bin ich traurig, dass ich Feffernitz verlasse, weil ich hier viel Wertvolles und sicher auch ein Stück meines Herzens zurücklasse.
Wenn ich an die letzten 15 Jahre denke, dann spüre ich tiefe Dankbarkeit und Freude für alles, was ich hier erleben durfte.

Ganz bewusst habe ich darum zum Abschied einen Vers aus dem Johannesevangelium ausgesucht. Er lautet:

„Euer Herz soll sich freuen und diese Freude soll niemand von euch nehmen.“

Eigentlich geht es hier um die Freude an Gott, die Freude daran, dass Gott in unserem Leben spürbar da ist. Es geht darum, dass diese grundlegende Freude alle Lebensdimensionen durchdringt, alles lebensbejahend prägt.

Die Freude am lebendigen Gott weitet unser Herz. Sie gibt uns Kraft und Mut für unseren Alltag. Wer in dieser Freude leben kann, der lebt in der Wachstumszone des Lebens.
Wer Freude am Leben und Dankbarkeit im Leben hat, will sie nicht verstecken, sondern mit allen teilen.

Eine alte Geschichte erzählt, wie das gehen kann:

Einmal kam eine alte Bäuerin zum Kloster. In der Hand hatte sie eine große Weintraube mit herrlich saftigen Beeren. „Bruder Pförtner“, sagte sie, „ich habe die schönste Weintraube von meinem Weinberg mitgebracht. Raten sie einmal, wem ich damit eine Freude machen will?“ Wahrscheinlich dem Abt, sagte der Bruder Pförtner, der wird sich gewiss darüber freuen, die Traube ist wirklich schön.

Aber nein Bruder Pförtner, sagte die alte Bäuerin, Ihnen, ihnen will ich eine Freude machen. „Mir? Sie haben an mich gedacht?“ Er findet kaum Worte. Die Freude, die die alte Bäuerin auf dem Gesicht des Pförtners sieht, macht sie selbst froh.

Der Bruder Pförtner legt die Weintraube vor sich hin. Ach, die ist viel zu schön, um sich etwas davon abzupflücken. Den ganzen Vormittag freut er sich an ihrem Anblick.

Dann hat er eine Idee: Wenn ich die jetzt unserem Vater Abt schenke, welche Freude wird der haben! Und er schenkt die Traube weiter.
Der Abt ist ganz gerührt, den ganzen Nachmittag liegt die Weintraube auf seinem Schreibtisch und er freut sich an ihrem Anblick. Abends fällt ihm ein, dass er noch den kranken Bruder Wilfried besuchen möchte und auch der Abt hat eine Idee: „Wenn ich ihm die Traube schenke, was für eine Freude wird der haben! Bruder Wilfried freut sich wirklich und fühlt sich gleich viel besser.

Aber auch er behält die herrliche Traube nicht, sondern schenkt sie weiter. So wandert die Traube von einem zum anderen. Am nächsten Nachmittag kommt der Bruder Apotheker zum Bruder Pförtner – er hält eine herrliche Traube in der Hand. „Rate einmal, Bruder Pförtner, sagt er, wem ich mit dieser Traube eine Freude machen will? So hat sich der Kreis geschlossen, ein Kreis der Freude und der Dankbarkeit.

Diese Geschichte erinnert mich an die Zeit, die ich als Pfarrerin in Feffernitz verbringen durfte.

Ich habe hier viel Zuneigung und Unterstützung erfahren dürfen. Viele wertvolle Projekte haben wir gemeinsam initiiert und durchgeführt.

GAV-Fest 23.6.2011 Predigt auf Kärntnerisch mit Pfarrer S. Lagger und M. GolserGAV-Fest 23.6.2011 Predigt auf Kärntnerisch mit Pfarrer S. Lagger und M. Golser


Gern erinnere ich mich an die Projekte zu
Gerechtigkeit und Entwicklungszusammenarbeit, wie z. B. die fairen Rosen mit Lektorin Melitta Golser und dem Frauenkreis, an die Partnerschaftsarbeit mit den Pfarrfamilien aus Ghana, die uns vor Ort besucht haben, an die bereichernden Treffen mit unserem Besuchskreis, an das gemeinsame Singen mit der Band.


 





















An
die Renovierung der Kirche und den Aufzug des Kreuzes, den wir gemeinsam erlebt haben, die vielen schönen Feste, nicht zuletzt das Gustav-Adolf – Fest mit einem Gottesdienst auf Kärntnerisch, das Pilgern zur Hundskirche, die Ausflüge und vieles mehr.Kirche Unterwegs 28. Mai 2006Kirche Unterwegs 28. Mai 2006

 

 

 

 



 

 

Frauenkreisausflug Cividale 4.Mai2014


Nachdem wir Vertrauen zueinander entwickelt hatten,
hatte ich stets ein Presbyterium, das mit mir durch dick und dünn gegangen ist, und Kurator Herbert Koschier und jetzt Kuratorin Ottilie Langer, die mir den Rücken gestärkt haben.

Im Büro und auch außerhalb hatte ich mit Sigrid Granitzer eine herzliche und kompetente Unterstützerin in allen Belangen der Pfarrgemeinde. Danke, liebe Sigi!

Pfarrfest 24.6.2007In Fini Müller und später Elsbeth Strauß unterstützten mich zwei patente Mesnerinnen für alle Lebenssituationen.

Es gibt so viele Namen und Gesichter, die mein Leben hier bereichert haben – Günther, Grete, Marcus, Karin und Nathanael, Hans und Christine, Wilhelmine und Szilvia und so viele andere. Es würde die Länge dieses Artikels endgültig sprengen, wollte ich alle hier aufzählen.

Als erste Pfarrerin in Feffernitz war ich bestimmt am Anfang eine große Umstellung für manche Mitglieder unserer Gemeinde. Über die Jahre sind wir zusammengewachsen und aus gegenseitigem Respekt ist echte Zuneigung und so manche Freundschaft entstanden.

Ich danke Euch und Ihnen von Herzen für die gute Zeit!



Ein besonderes Dankeschön möchte ich meinem Ehemann Wolfgang sagen.
Du hast mir nicht nur den Rücken für meinem Dienst als Pfarrerin gestärkt, du hast selbst für unsere Gemeinde als katholisch - evangelischer Pfarrmann viele Stunden ehrenamtlich gearbeitet – ob beim Keyboardspielen im Senioren-Wohnheim, beim Erstellen des Pfarrbriefs, bei vielen gemeinsamen Gottesdiensten und Pfarrausflügen, die du geleitet hast!


Freude und Dankbarkeit
werden immer mehr, je öfter wir sie miteinander teilen.



Darum lade ich an dieser Stelle zu meinem Abschiedsgottesdienst ein:

am 26. Juli um 18.00 im Kulturhaus.

Und auch wenn ich über den Abschied von Euch/Ihnen traurig bin, überwiegen die Freude und die Dankbarkeit für die letzten 15 Jahre als Pfarrerin in Feffernitz.

So wünsche ich euch für euer weiteres Leben, dass es ein stetiger Kreislauf der Freude sein möge, getragen von Geben und Nehmen in Liebe und in der Verbundenheit in der Freude an Gott. „Euer Herz soll sich freuen und diese Freude soll niemand von euch nehmen!“

Herzlichst
Eure Pfarrerin Mag.a Birgit Meindl-Dröthandl

>>> Bilder vom Abschiedsgottesdienst